Reisedurchfall kann Reizdarm auslösen – und nicht nur das ...
Dr. Petra Sandow, Allgemeinmedizinerin und Ärztin für Naturheilkunde, Berlin

Reisedurchfall ist nicht nur ein unangenehmer Reisebegleiter, sondern kann auch „böse Souvenirs“ mit nach Hause bringen. Zum einen können resistente Keime als „blinde Passagiere“ eingeschleppt werden, die dann hierzulande große Probleme bereiten. Zum anderen kann sich daraus unter bestimmten Bedingungen ein Reizdarm entwickeln. Das Reizdarm-Syndrom gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Verdauungstraktes, Frauen leiden öfter daran als Männer. Die Beschwerdebilder sind sehr unterschiedlich und die Ursachen oft unklar. Organische, also körperliche Ursachen liegen keine zu Grunde. Doch wie wird aus Reisedurchfall ein Reizdarm?
Die Berliner Allgemeinmedizinerin und Ärztin für Naturheilkunde, Dr. Petra Sandow erklärt die Zusammenhänge und gibt Tipps.
Wie kann Reisedurchfall zum Reizdarmsyndrom führen?
Genau geklärt ist diese Frage noch nicht, aber folgende Risikofaktoren können dazu beitragen, dass ein Reisedurchfall zum Reizdarmsyndrom führt: die Anzahl und der Schweregrad der Durchfallepisoden, spezielle Erreger und die psychische Stabilität des Reisenden (z.B. Angstzustände bei Flugreisen). Als Ursache wird eine Veränderung der Mikrobiota diskutiert, also eine Veränderung der Bakterien-Zusammensetzung im Darm. Man geht davon aus, dass aufgrund der genannten Faktoren bis zu 17% der Menschen mit Reisedurchfällen ein Reizdarmsyndrom entwickeln – was bedeutet, dass bei den meisten die Symptome danach wieder folgenlos verschwinden. Wenn Sie aber noch Wochen oder gar Monaten nach Ihren Reisedurchfällen Magen-Darm-Probleme wie Krämpfe, Schmerzen, Blähungen und weitere Durchfälle haben, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Wie kann es durch Reisedurchfall zur Besiedlung mit resistenten Keimen kommen?
Wenn Antibiotika bei Reisedurchfall eingesetzt werden, kann dies zur Ansiedlung resistenter Keime im Darm führen, die monatelang überleben und übertragen werden können. Bei vielen Menschen verschwinden diese resistenten Bakterien von alleine wieder, jedoch nicht bei allen. Sind diese Urlauber dann mit ihren „blinden Passagieren“ wieder zu Hause und „springen“ ihre resistenten Bakterien auf Personen mit geschwächtem Immunsystem über, dann können sie gefährliche Infektionen auslösen. Gegen diese Infektionen gibt es kaum wirksame Medikamente. Daher sollten Antibiotika bei Reisedurchfall äußerst zurückhaltend eingesetzt werden.
Welche pflanzlichen Möglichkeiten zur Durchfall-Behandlung empfehlen Sie?
Bei Durchfallerkrankungen generell haben sich pflanzliche Arzneimittel bewährt. Sowohl bei Reisediarrhö als auch bei Durchfällen beim Reizdarmsyndrom sind pflanzliche Kombinationsmittel zu empfehlen. Wenn ein Mittel mehrere Heilpflanzen enthält, dann wirkt das Mittel auch an mehreren Stellen, d.h. es entgiftet, hilft gegen Entzündungen und beruhigt den Darm. Wir Ärzte nennen das Multi-Target-Wirkung. Phyto-Arzneimittel zur unterstützenden Behandlung von Magen-Darm-Störungen, die beispielsweise Myrrhe und andere Arzneipflanzen enthalten, sind aufgrund dieser Mehrfachwirkung zu empfehlen. Da Antibiotika bei Reisedurchfällen zurückhaltend eingesetzt werden sollten, gehören gerade solche Heilpflanzen-Alternativen in jede Reiseapotheke.
Weitere Infos zu diesem Thema liefert das CRM Centrum für Reisemedizin.
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