Reizdarm
Dr. med. Jörn Reckel, Arzt für Naturheilkunde, Ahrensburg

Was sind Ihrer Erfahrung nach die Ursachen des Reizdarmsyndroms?
Es gibt viele Ursachen, die zusammenwirken, beispielsweise: falsche Ernährung und falsches Essverhalten, mit Antibiotika behandelte Infekte, langanhaltender Stress und psychische Probleme. Als Ursache oder Folge eines Reizdarmes findet sich immer eine „Dysbiose“ - eine Fehlbesiedlung mit krankmachenden Gär- und Fäulniskeimen. Diese belasten die Darmschleimhaut bis zu einer Durchlässigkeitsstörung, bei der einerseits toxische und allergene Substanzen in den Körper gelangen, andererseits jedoch einige Nahrungsbestandteile an der Aufnahme gehindert werden. Die Folge sind die bekannten Reizdarmsymptome, insbesondere Blähungen, schmerzhafte Krämpfe und Durchfall.
Wie therapieren Sie diese Reizdarm-„Dysbiose“?
Wichtig ist, dass wir wieder Ordnung in das "System Darm" bringen. Dazu setze ich primär pflanzliche Wirkstoffe beispielsweise Myrrhe in Kombination mit Probiotika ein. Oberstes Ziel der Therapie muss sein, dass der Patient möglichst schnell von seinen Beschwerden insbesondere seinen Schmerzen befreit wird, damit eine Entspannung zwischen dem Kopfhirn und dem Bauchgehirn eintritt. Ansonsten droht eine Verselbständigung der Beschwerden im Sinne des sogenannten Schmerzgedächtnisses.
Gibt es auch wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirkung von pflanzlichen Arzneimitteln beim Reizdarmsyndrom?
Ja, es gibt eine Reihe von Studien zu verschiedenen pflanzlichen Wirkstoffen wie Flohsamen, Myrrhe oder Pfefferminze. Eine 2014 in einem Fachmagazin veröffentlichte Studie mit mehr als 1000 Patienten in 131 deutschen Arztpraxen hat zum Beispiel gezeigt, dass ein pflanzliches Kombinationsarzneimittel zu einer deutlichen Besserung der Durchfallsymptomatik und des Gesamtbeschwerdebilds führte. Bei den Reizdarm-Patienten war außerdem eine deutliche Reduktion von Blähungen zu beobachten. Grundsätzlich ist jede Forschung zu pflanzlichen Arzneimitteln begrüßenswert, denn so können die langjährigen guten Erfahrungen aus der täglichen Praxis auch wissenschaftlich bestätigt werden.
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