Experteninterview: Myrrhe bei Reizdarm

Prof. em. Dr. Karen Nieber,
ehem. Institut für Pharmazie, Universität Leipzig
Warum empfehlen Sie Myrrhe bei Reizdarm?
Myrrhe hat verschiedene Eigenschaften, die bei der Reizdarmtherapie wichtig sein können: Myrrhe zieht die Schleimhaut zusammen, wirkt desinfizierend und hemmend auf Pilze. Auch die entzündungshemmenden und Gewebe-regenerierenden Wirkungen spielen beim Reizdarmsyndrom eine Rolle. Wir konnten in einer Studie zeigen, dass Myrrhe den Spannungszustand der glatten Darmmuskulatur senkt, die Stärke der Darmkontraktionen verringert und dadurch Darmkrämpfe lindern kann.
Bei welchen Reizdarmpatienten sind pflanzliche Arzneimittel mit Myrrhe besonders empfehlenswert?
Entsprechend der Änderung der Stuhlfrequenz werden drei Typen unterschieden, die unterschiedlich häufig auftreten: Verstopfungs-Typ (17 %), Durchfall-Typ (32 %), gemischter Typ (46 %). Der von uns untersuchte Myrrhe-Extrakt hat insgesamt eine Verminderung der Darmbewegungen bewirkt, daher scheint dieser Extrakt und somit auch Präparate mit Myrrhe besonders für den Durchfall-Typ geeignet zu sein. Aber nicht nur die veränderte Stuhlgewohnheit wird dadurch verbessert, auch die entzündungshemmende Wirkung der Myrrhe kann dazu beitragen, dass die Beschwerden des Reizdarmsyndroms gelindert werden.
Wo liegen die Vorteile pflanzlicher Arzneimittel mit Myrrhe bei Verdauungsbeschwerden?
Die Anwendung von pflanzlichen Arzneimitteln bei Verdauungsbeschwerden hat eine lange Tradition und zeichnet sich durch ein hohes Sicherheitsprofil aus, d. h. die Nebenwirkungen sind gering oder zu vernachlässigen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Darmschleimhaut durch Pflanzenextrakte, wie beispielsweise aus Myrrhe, Kaffeekohle und Kamille nicht angegriffen wird. Ganz wesentlich ist aber, dass ein Pflanzenextrakt per se ein Vielstoffgemisch mit einer Vielzahl pharmaklogisch aktiver Stoffe ist. Diese lösen unterschiedliche, je nach Wirkort sogar gegensätzliche Wirkungen aus. Das ist bei Krankheitsbildern mit unterschiedlichen Ursachen, wie es beim Reizdarmsyndrom der Fall zu sein scheint, von großem therapeutischem Wert.
Übrigens: „Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist einer der häufigsten Gründe, warum Patienten den Arzt aufsuchen, und stellt hierdurch eine erhebliche sozioökonomische Belastung dar.“ (Quelle: Medizinische Fachzeitschrift „Der Gastroenterologe“)
Weiteres Infos finden Sie in der neuen Broschüre "Pflanzliche Hilfe beim Reizdarmsyndrom", die von der Deutschen Reizdarmhilfe e.V. empfohlen wird.
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